Mehr Sicherheit im Telegram Chat?

Der Telegram Chat gilt allgemeinhin als zuverlässig und anonym. Das macht ihn auch bei uns sehr beliebt. Dennoch ist Chatten via Telegram auch umstritten. Hauptsächliche Ursache dafür ist die mangelnde Kontrolle der Chats. Chatgruppen können zum Drogenhandel oder zum Aufruf zu Straftaten genutzt werden. Nicht selten wird ein geheimer Chat auf Telegram zum Planen von kriminellen Handlungen oder zum Austausch von Kinderpornografie genutzt. Die Daten des Einzelnen werden geschützt, doch kann er dadurch auch zur Gefahr für die Allgemeinheit werden. Die französische Regierung hat im August Konsequenzen gezogen und Telegram CEO Pawel Durov für vier Tage verhaftet. Durov gelobt, den Telegram Chat sicherer zu machen. Doch was bedeutet das für die Zukunft der App?
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Erstellt von Dietmar vor 1 Woche

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Der Telegram Chat – eine Erfolgsgeschichte?

Die Plattform Telegram wurde als App der Non-Profit-Organisation Telegram Messenger LLP gegründet. Entwickelt wurde sie von Nikolei Durov, dessen Bruder Pawel die Finanzierung übernahm.

Der Telegram Chat orientierte sich stark am Messenger WhatsApp. Im Mittelpunkt standen Textnachrichten und Audio- und Videotelefonie zwischen Nutzern. Eigenständig am Telegram Messenger war, dass er genutzt werden konnte, ohne die eigene Telefonnummer oder sonstige Daten preiszugeben. Darüber hinaus versteht sich Telegram als soziales Netzwerk. Nutzer können auch unbekannte Kontakte anschreiben und sich in Gruppen connecten. Eine Überwachung oder Moderation gibt es so gut wie nicht.

Trotz hoher Telegram-Nutzerzahlen keine kommerzielle Plattform

Die Telegram-Nutzerzahlen sind mittlerweile weltweit auf 950 Mio. aktiver Mitglieder angewachsen. Dennoch betonen die Durov-Brüder, das Telegram keine kommerzielle Plattform sei. Finanziert wird der Telegram Chat durch Webeinnahmen in den Kanälen und durch ein Premium-Abo mit Bezahlfunktionen. Einen Verkauf vom Telegram Messenger schließen die Durov-Brüder kategorisch aus.


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Die Verhaftung von Pawel Durov

Der Sitzt von Telegram Messenger LLP liegt in Dubai und auf den Seychellen. Am Abend des 24. August reiste Pawel Durov aus Aserbaidschan nach Frankreich ein. Dabei wurde er als CEO von Telegram Messenger LLP an einem Flughafen in Paris von den örtlichen Behörden aufgegriffen und in Gewahrsam genommen. Die Begründung der französischen Staatsanwaltschaft: Es laufe ein Ermittlungsverfahren gegen Dubrow. Verdächtigt sei er der unzureichenden Kooperation und der Beihilfe zu Straftaten, die über den Telegram Chat organisiert werden.

Vier Tage Haft für den Telegram Messenger CEO

Vier Tage lang wurde Druov in Sicherheitsverwahrung genommen und nach eigenen Angaben wiederholt über einen längeren Zeitraum befragt. Letzthin kam er gegen eine Kaution von fünf Mio. Euro frei. Allerdings ist es ihm untersagt, Frankreich zu verlassen und er muss sich alle zwei Wochen bei der Polizei melden.


Was macht den Telegram Chat gefährlich?

Den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft liegt eine lange Liste an Rechtsverstößen zugrunde, die alle über den Telegram Chat geplant oder durch Chatten via Telegram zustande gekommen sind. Im Fokus stehen dabei besonders die Chatgruppen, die Umgebungssuche und der geheime Chat in Telegram.

Warum ist Telegram umstritten?

Der Telegram Messenger bietet Nutzern die Möglichkeit, Gruppen zu erstellen und Kanälen zu folgen. Dabei sind die Begrenzungen für Mitgliederzahlen weitaus lockerer als bei anderen Messengerdiensten. Gruppen auf Telegram können bis zu 200.000 Mitglieder haben, während es für Followerzahlen von Accounts keine Beschränkung gibt. Diese Offenheit und Flexibilität haben jedoch zu verschiedenen Bedenken geführt, insbesondere in Bezug auf die Datenschutzrichtlinien.


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Die Verschlüsselung bei Telegram ist nicht standardmäßig Ende-zu-Ende, was die Sicherheit der Kommunikation beeinträchtigt. Angreifer können mithilfe von Programmierschnittstellen auf Nachrichten und Kontaktlisten zugreifen. Der Schutz vor Hackern und Datendieben wird oft als unzureichend bemängelt.

Geheimer Chat: Telegram bietet Verschlüsselung

Auf der anderen Seite bietet die Plattform zusätzliche Funktionen wie ein geheimer Chat in Telegram. Genauso wie bei WhatsApp nutzt dieser eine sichere Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Diese Funktion wird jedoch nicht automatisch für alle Chats aktiviert. Die Konsequenz ist, dass viele Konversationen potenziell unsicher bleiben.

In Telegram Chat verstecken

Eine weitere Besonderheit des Dienstes ist die Möglichkeit, in Telegram versteckte Chats zu nutzen. Private Nachrichten können so verborgen und der Zugriff darauf gesichert werden. Nutzer können somit sensiblen Inhalte schützen, indem sie einen Telegram Chat verstecken. Trotz dieser Optionen bleibt die allgemeine Kritik bestehen, dass Telegram in Bezug auf den Datenschutz und die Sicherheit weniger strenge Maßnahmen ergreift als andere Plattformen.

Kriminelle und Verschwörer chatten in Telegram

Neben den Sicherheitsbedenken wird Telegram auch dafür kritisiert, dass es eine Plattform für extremistische Gruppen bietet. Die fehlende Moderation und Kontrolle ermöglichen es Nutzern, nahezu unbegrenzt Inhalte zu verbreiten. Rechtliche Konsequenzen müssen nicht befürchtet werden. Dies führt dazu, dass sich der Telegram Messenger immer mehr zu einem Ort entwickelt, an dem problematische Inhalte und Ideologien ungehindert geteilt werden.

Durov wird vorgeworfen, dass der Telegram Chat u.a. für folgende Verbrechen missbraucht wird:

  • Verabredung zu Straftaten
  • Illegaler Besitz und Verkauf von Drogen
  • Betrug
  • Waffenschmuggel
  • Geldwäsche
  • Sexueller Kindesmissbrauch

  • Immer wieder hervorgehoben wird dabei, wie einfach es ist, in europäischen Städten unter Nutzung geheimer Chats mit Telegram illegal an Drogen wie Marihuana, Kokain oder Chrystal Meth zu gelangen. Möglich macht das der Modus „Leute in der Nähe“. Wer die richtigen geheimen Stichworte eingibt, stößt binnen kurzer Zeit auf lokale Dealer.

    Welche Rolle spielte geheimer Chat in Telegram beim Terror-Anschlag?

    Nicht nur die französischen Behörden ermitteln gegen den Telegram Messenger CEO. Laut Focus Online hat ein Berliner Rechtsanwalt Strafanzeige gegen Durov gestellt. Hintergrund ist der Terroranschlag auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz vom 19. Dezember 2016. Damals raste der Tunesier Anis Amri mit einem gestohlenen LKW in eine Menschenmenge. Dabei tötete er 13 Menschen und verletzt 67 Personen teilweise schwer

    Anscheinend war Amri damit nicht nur einem Aufruf zu Straftaten seitens terroristischer Hetzer über einen Telegram-Kanal gefolgt: Ein geheimer Chat auf Telegram enthüllt, dass er über den Messenger mit einem gewissen „Moumou“ in Kontakt stand, der ihn bei der Tat instruierte. Die Anklage, die der Rechtsanwalt Schulz bei der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe gegen Durov eingereicht hat, laute auf Beihilfe zum Mord.


    Die Zukunft des Telegram Chats

    Wie genau sich beim Chatten in Telegram verändern wird, steht noch in den Sternen. Änderungen scheinen unvermeidlich. Die Frage ist allerdings, ob sie weitreichend genug sein werden.

    Wie reagiert Durov auf die Vorwürfe?

    Wie vom Telegram Messenger CEO zu erwarten, viel Durovs Reaktion offensiv aus. Anders als die französische Staatsanwaltschaft sieht er sich als Betreiber nicht verantwortlich für die Inhalte, die von den Nutzern im Telegram Chat geteilt werden. Er sieht als Grundlage „die Anwendung von Gesetzen aus der Vor-Smartphone-Ära“. Das impliziert, dass er die Rechtsprechung in diesem Fall als veraltet ansieht.

    Telegram Service nicht genutzt

    Außerdem weist er auf einen speziellen Telegram Service hin: Eine Hotline, die der Betreiber extra in Frankreich hatte einrichten lassen. Sie sei allerdings von den Behörden nicht genutzt worden.

    Hohe Kosten und Meinungsfreiheit

    Die Entscheidung, nicht restriktiver in das Chatten via Telegram einzugreifen begründet Durov mit zwei Argumenten:

    1. Hohe Kosten

      Werden Kanäle oder ein geheimer Chat in Telegram überwacht und moderiert, verursacht das enorme Kosten für Personal und Technik. Der Betrieb einer nichtkommerziellen Plattform wäre dadurch nicht mehr ohne weiteres möglich.

    2. Meinungsfreiheit

      Der hohe Schutz und die Unantastbarkeit der Meinungsfreiheit im Telegram Chat soll es vor allem auch Menschen in autoritären politischen Diktaturen ermöglichen, sich unzensiert auszutauschen, ohne Restriktionen fürchten zu müssen.

    Außerdem weist Durov darauf hin, dass nur 0,001 Prozent der Telegram-Nutzer in kriminelle Aktivitäten involviert seien. Dennoch bleibt die Frage, wie sich die Telegram-Nutzerzahlen entwickeln, wenn der Messenger mehr Kontrollen einführt und damit eventuell Wettbewerbsvorteile gegenüber der Konkurrenz verliert.

    Maßnahmen für mehr Sicherheit im Telegram Chat

    Laut Medienberichten hat Durov bisher insofern eingelenkt, als dass sowohl Kanäle als auch ein geheimer Chat auf Telegram zukünftig intensiver kontrolliert und auch moderiert werden könnten. Wie genau das umgesetzt werden soll, blieb allerdings bislang offen.

    Darüber hinaus gab er an, die Funktion „Leute in der Nähe“ aus dem Telegram Messenger entfernen zu wollen. Das begründete er unter anderem auch damit, dass diese Option nur von einem vergleichsweise kleinen Teil der Nutzer in Anspruch genommen wird. An die Stelle dieser Funktion soll, ähnlich wie bei Google Maps, die Möglichkeit treten, sich verifizierte Unternehmen in der Nähe ansehen zu können. Eine Änderung dahingehend hat allerdings bis jetzt im Telegram Chat noch nicht stattgefunden.


    Quellen:

    https://www.nzz.ch/technologie/pawel-durow-verspricht-content-moderation-auf-telegram-ld.1847384

    https://www.businessinsider.de/gruenderszene/business/telegram-durov-erste-aeusserung-nach-verhaftung/

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