Betreten auf eigene Gefahr: Digitales Neuland wird erforscht
Die digitale Beschleunigungsspur
Rezession ist ein nicht gern gehörtes Wort. Doch genau auf eine solchen Phase steuert der Bund geradewegs zu. Die Wirtschaft liegt angezählt in der Ecke. Die Exporte stagnieren oder fallen ab. Deutschland wurde mit der Pandemie in seinen Grundpfeilern erschüttert. Aber die Regierung möchte nicht mehr weiter ausgebremst werden und will nun mit finanziellen Mitteln eine Hochkonjunktur anheizen. Ob das geplante Konjunkturpaket aufgeht oder sich in Rauch auflöst, wird die Zukunft zeigen. Welche Maßnahmen jedoch, insbesondere im Bereich der Digitalisierung und der staatlichen Digitalen Transformation, die am 3. Juni beschlossen wurden, soll unter die Lupe genommen werden.
Funkloch war gestern bzw. 2024
Mit Mobilfunkstandards kennt sich Deutschland aus. 4G ist dabei in aller Munde und daher vielen ein Begriff. Also, zumindest vom Namen. Doch mit dem neuen Konjunkturpaket will Deutschland eine Führungsrolle für die zukünftige Kommunikationstechnologie 5G einnehmen, welche sogar flächendeckend bereitgestellt werden soll. Es wird obendrein schon mit der nächsten Generation 6G geliebäugelt. Holt Deutschland nun also zum digitalen Umschwung aus? Immerhin wurde dafür ein angemessener Zeitrahmen von 5 Jahren gesetzt. Denn mit der Planung von (Aus-)Baumaßnahmen kennt sich vor allem die Hauptstadt Berlin mit dem Erfolgsprojekt des BER, wie wir wissen, bestens aus.
Die Netztechnologien sollen aber nicht nur auf den Bereich der Mobilkommunikation beschränkt sein. Ebenfalls soll der Glasfaser-Breitbandausbau auch in nicht wirtschaftlichen Bereichen vorangetrieben werden. Für diese Vernetzungen plant der Staat in etwa 7 Milliarden Euro ein.
Der Weg zum Amt wird digital
Ein weiterer großer Bereich des 130 Milliarden Euro schweren Konjunkturpaketes ist das OZG. Hinter den Glyphen versteckt sich das Online-Zugangs-Gesetz. Darunter wird ein flächendeckendes Architekturkonzept verstanden. Hinter dem Motto „Einer für Alle/Viele“ verstecken sich dabei nicht, wie man vermuten könnte, die drei Musketiere, sondern eine länderübergreifende Zusammenarbeit. Ein Themenschwall von 575 Leistungen, aufgeteilt in 14 Kategorien, soll dabei bis 2022 online umgesetzt werden.
In diesem Kontext kann man auch die Registermodernisierung nennen. Eine „Once Only“ Erfassung von personenbezogenen Daten soll eingeleitet werden. Diese stellt sozusagen den ersten Schritt im Zuge des OZGs dar. Der genaue Gesetzesentwurf dafür muss aber erst noch erarbeitet werden.
Insgesamt möchte der Bund dafür 3,3 Milliarden Euro investieren. Das beschriebene Vorgehen gleicht fast den Ansätzen, die wir aus Cloud Native kennen. Ein effektives Vorgehen soll in die Wege geleitet werden, wobei modular die einzelnen Länder in ihren Bereichen voranschreiten und diese dann anderen Bundesländern zur Verfügung stellen.
KI aus nachhaltigem Anbau
Um den digitalen Ausholschlag abzurunden, wird auch seitens KI nachgerüstet. Deutschland erhöht die bis 2025 geplanten Investitionen von 3 auf 5 Mrd. Euro. Dadurch soll auch hier zukunftsweisend aufgestockt werden. Das Gütesiegel “Made in Germany” soll sich künftig also nicht nur auf unsere Autoindustrie beziehen, sondern auch im Bereich der künstlichen Intelligenz etabliert werden, um auch im internationalen Wettbewerb mitmischen zu können.
Aber nicht nur die selbstlernenden Systeme sollen an den Mann oder die Frau gebracht werden, auch in Computer wird investiert. Anstelle von Windows XP plant der Staat den Einsatz von Quantentechnologie. Mindestens zwei Geräte sollen dabei entwickelt werden. Dafür werden jedoch weitere 2 Milliarden Euro benötigt. Das Konjunkturpaket sagt “ja”.
Poleposition nach Qualifying?
Nachdem Deutschland lange den Anschluss an das digitale Zeitalter verpasst hat, soll nun also kräftig aufgeholt werden. Neben den genannten Investitionen deckt das Konjunkturpaket noch weitere Bereiche ab, wie beispielsweise die E-Mobilität oder auch den Ausbau des Gesundheitswesens. Die Reise ins Neuland wird eine beschwerliche sein, doch der Anspruch ist klar definiert. Man möchte Vorreiter werden. In anderen Worten ausgedrückt: Poleposition nach miserablem freiem Training. Die Zeichen stehen gut. Wie es in die Tat umgesetzt wird, zeigt sich im Qualifying. Doch schon jetzt sind wir gespannt auf das Rennen um die Technologiespitze.