Digitale Unternehmenskultur: Warum sie so wichtig ist
Bereits die industrielle Revolution in der zweiten HĂ€lfte des 18. Jahrhunderts und im 19. Jahrhundert hatte eine grundlegende UmwĂ€lzung der wirtschaftlichen und sozialen VerhĂ€ltnisse zur Folge. Auch die Automatisierung des Wirtschaftsgeschehens und die im Zuge der im 20. Jahrhundert schnell fortgeschrittenen Globalisierung entstandene umfassende Verflechtung globaler Akteure prĂ€gten das Leben der meisten Menschen auf eine grundlegende Art und Weise. Nun sehen sich Organisationen mit der Digitalisierung, einer weiteren potenziellen Revolution, konfrontiert und mĂŒssen sich eine Vorgehensweise erdenken, mit welcher sie diese Disruption nicht nur ĂŒberstehen, sondern auch von dessen schöpferischer Kraft profitieren.
Digitaler Darwinismus
Nicht jede Organisation wird diesen Transformationsprozess ĂŒberleben. Die Herausforderungen sind distinkt. Im Allgemeinen ist zu beobachten, dass sich das wirtschaftliche Geschehen in einer digitalen Welt beschleunigt. Dasselbe gilt fĂŒr den technologischen Fortschritt. Unternehmen, welche nicht zurĂŒckfallen wollen, mĂŒssen einem hohen Innovationsdruck standhalten und ausreichend finanzielle Mittel in die Forschung und Entwicklung schĂŒtten. Die heraus entstehenden Kapitalkosten können auf die Bilanz drĂŒcken. Einen scharfen Sinn zu entwickeln, welchen Entwicklungen Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte und welchen nicht, ist genauso Voraussetzung fĂŒr wirtschaftlichen Erfolg wie die Risikobereitschaft getroffenen EinschĂ€tzungen auch tatsĂ€chlich Taten folgen zu lassen.
Diese Situation ist nicht einzigartig fĂŒr die heutige Zeit. ĂuĂerer Druck treibt unser kapitalistisches System bereits seit Generationen voran. Die IntensitĂ€t dieses Drucks ist aber neu. Insbesondere in spezifischen Industrien, dessen TĂ€tigkeiten Gefahr laufen durch digitale Prozesse substituiert zu werden, ist der Handlungsbedarf besonders prĂ€gnant. Unternehmen, welche dies heute nicht erkennen und darauf verzichten mit der Zeit zu schwimmen, zerschellen morgen möglicherweise an den Klippen.
Kultur: Das Fundament allen Denkens
Kultur ist das Produkt selbstbestimmten Handelns. Sie ist eine komprimierte Sammlung von allem, was der Mensch wertschĂ€tzt. Aus diesem Grund wendet sich der Mensch in Zeiten von Unsicherheit fĂŒr einen Orientierungspunkt an die eigene Kultur. Somit ist Kultur Produkt und Ausgangspunkt zugleich. Wenn ein Unternehmen also eine eigene digitale IdentitĂ€t etablieren will, ist es vielversprechend, zuallererst bei der unternehmensinternen Kultur anzusetzen.
Nach Erkenntnissen von Capgemini besteht diese aus drei Ebenen:
- Artefakte (z.B. Kleidung)
- Geförderte Werte (z.B. Regeln)
- Zugrundeliegende Annahmen (z.B. Wahrnehmungen der RealitÀt)
Kulturelle Barrieren â Was nun?
Artefakte können von einem Unternehmen ohne groĂen Aufwand modifiziert werden, indem z.B. die Kleiderordnung angepasst wird. Bei den geförderten Werten und zugrunde liegenden Annahmen hingegen gestaltet sich dies schwieriger. FĂŒr diesen Zweck muss bei folgenden unternehmensinternen Parametern angesetzt werden:
- Vision und Strategie: FĂŒr einen Kulturwandel ist es notwendig, dass die Vision der angestrebten digitalen Kultur klar definiert und mit der allgemeinen betriebswirtschaftlichen Strategie verwoben wird. Aus Vision und Strategie werden dann konkrete MaĂnahmen abgeleitet.
- UnternehmensfĂŒhrung und Menschen: Die angestrebten Werte mĂŒssen daraufhin ĂŒber die UnternehmensfĂŒhrung an die Belegschaft, AktionĂ€re und Kunden weitergegeben werden.
- Prozesse und Organisatorische Struktur: Auch die Prozesse und organisatorische Struktur des Unternehmens mĂŒssen die angestrebte Kultur widerspiegeln.
Zeitgleich sollte auf folgende Vorgehensweisen ein besonderer Wert gelegt werden:
- UnterstĂŒtzung aus den FĂŒhrungsebenen: Die gesamte betriebliche Hierarchie sollte das bewusste Weiterentwickeln der unternehmensinternen Kultur als Teil des eigenen Verantwortungsbereiches verstehen. Dies setzt einen kooperativen FĂŒhrungsstil voraus, welcher jeden Teil des Unternehmens mit einbezieht. Das Einsetzen einer FĂŒhrungsperson, welche nur fĂŒr den digitalen Transformationsprozess zustĂ€ndig ist, kann den Kulturwandel erleichtern.
- Maximale Integration: Jeder Bereich und jede Funktion des Unternehmens sollten maximal integriert und miteinander verwoben sein.
- Etablierung von Risikobereitschaft: Stillstand bedeutet Verlust. Bewegung hingegen schafft Chancen. FĂŒr diese Bewegung muss eine Bereitschaft vorhanden sein, angemessene Risiken einzugehen. Diese Bereitschafft muss gezielt gefördert und gepflegt werden.